Jedes Jahr veröffentlicht die Statistik Austria einen Bericht mit dem Titel „Bildung in Zahlen“, auch heute wieder – und jedes Jahr finden sich darin Ergebnisse, die einen sehr nachdenklich machen können. Nach wie vor hängt es nämlich nur zum (kleineren) Teil von den Talenten eines Kindes ab, welchen Schulabschluss es einmal machen wird. Mindestens genauso wichtig ist der Schulabschluss der Eltern.
Konkret heißt das, dass nur 7 % der 25-44jährigen, deren Eltern nur einen Pflichtschulabschluss haben, eine Uni absolvieren. Aber 48 % der Akademiker-Kinder. 17 % der Kinder von Eltern mit Pflichtschulabschluss maturieren. Wenn die Eltern einen Lehrabschluss haben, sind es 29 %. Wenn bereits die Eltern maturiert haben, machen auch 65 % der Kinder Matura, bei Akademiker-Kindern sind es 81 %.
Nun sind Akademiker-Kinder aber ziemlich sicher nicht drei Mal so klug wie die Kinder von Installateuren oder Bürokauffrauen oder fünf Mal so talentiert wie Kinder von HilfsarbeiterInnen. Ganz offensichtlich ist unser Schulsystem aber nicht in der Lage, die unterschiedlichen Bildungsniveaus von Zuhause auch nur annähernd auszugleichen.
Glück im Geburten-Lotto
Das heißt nicht, dass ein „Bildungsaufstieg“ nicht möglich ist. Immerhin erreichen ja drei Viertel aller Kinder von Eltern mit Pflichtschule einen höheren Abschluss als ihre Eltern. Aber für fast 60 % ist das eine Lehre. Lehrberufe sind außerordentlich wichtig – aber das ist wohl nicht der vorrangige Grund, warum fast zwei Drittel aller Kinder von Eltern mit Pflichtschule oder Lehre auch eine Lehre machen, aber nur ein Viertel der Kinder von Maturanten und ein Sechstel der Akademikerkinder.
Theoretisch ist unser Schulsystem durchlässig – wer in eine Hauptschule oder NMS geht, kann in eine AHS-Oberstufe oder BHS wechseln. Tatsächlich aber gehen aktuell aus einer AHS-Unterstufe 89 % der Schüler in eine Oberstufe weiter, aus einer NMS nur 46 % und aus der Hauptschule (gibt es allerdings fast nicht mehr) 39 %.
Obwohl nur ein Drittel aller Zehnährigen ins Gymnasium gehen, waren 54 Prozent aller Maturanten (AHS + BHS) in einer AHS-Unterstufe. In der Praxis heißt das: Natürlich kann man auch nach einer Hauptschule oder NMS maturieren und später studieren, aber es ist deutlich unwahrscheinlicher.
Und es hat sehr viel damit zu tun, ob auch die eigenen Eltern studiert haben. Dann ist die statistische Chance, selbst Akademiker zu werden, bereits bei der Geburt sieben Mal so hoch wie bei Eltern, die nur in der Pflichtschule waren – völlig unabhängig von IQ, Talent oder Fleiß. Einfach Glück im Geburten-Lotto.
(Die interessantesten Statistiken aus dem jüngsten Bericht „Bildung in Zahlen 2014/15“ gibt es in der Presseunterlage.)