„Demokratischer Diskurs ist kein safe space“

Ich war gestern eingeladen zum Einstieg in eine Podiumsdiskussion bei den Münchner Medientagen einen kleinen Vortrag zu halten – zum Thema: „Political Correctness. Oder wie liberal ist unsere Meinungsdemokratie wirklich?“ Hier mein Text zum Nachlesen:


Ich sag’s Ihnen gleich vorneweg: Ich bin der Falsche für dieses Thema. Wenn ich mir die Zusammensetzung des Podiums anschaue, müsste hier ja zu Beginn eigentlich wer so richtig gegenbürsten und Sie provozieren.

Es müsste hier also jemand wie Matthias Matussek stehen oder Roger Köppel oder zumindest Harald Martenstein. Also ein älterer, weißer, ziemlich schlecht gelaunter  Mann, der Political Correctness für ein Wellness-Programm naiver „Gutmenschen“, hypersensitiver „snow flakes“ und angeblicher „Tugendterroristen“ hält, die schon eine Trigger-Warnung brauchen, wenn sie die Namen Matussek, Köppel oder Martenstein hören.

Wie Sie sofort erkannt haben, bin ich zwar auch ein schon älterer, weißer Mann, aber ich bin nicht schlecht gelaunt. Und ich habe auch kein grundsätzliches Problem mit Political Correctness – weil ich nämlich gar nicht glaube, dass das was besonders Neues wäre. Es gibt sogar sehr gute deutsche Wörter dafür: Anstand zum Beispiel – oder Respekt.

„Demokratischer Diskurs ist kein safe space“ weiterlesen

Über Wutbürger und Angstpolitiker | Von Thomas Hofer

Am 21. Oktober war es exakt 100 Jahre her, dass sich im Palais Niederösterreich in der Wiener Herrengasse die Provisorische Nationalversammlung zusammengefunden hat – um nach dem Ende der Monarchie in Österreich eine Republik zu begründen (ausgerufen wurde sie erst drei Wochen später, am 12. November 1918). Zu diesem Jahrestag haben Nationalrat und Bundesrat eine Festsitzung abgehalten, bei der Politikberater Thomas Hofer eine Rede an die versammelten Abgeordneten gehalten hat, mit dem sehr grundsätzlichen Titel „Entscheidungsfragen der Gegenwart“. Thomas Hofer, den wir als blitzgescheiten Analytiker auch häufig für die ZiB2 interviewen, hat mir das Manuskript seiner sehr lesenswerten Rede als Gastbeitrag zur Verfügung gestellt.


Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin gebeten worden, zu den politischen Herausforderungen des Jahres 2018 zu sprechen. Das ist keine kleine Aufgabe. Angesichts der historischen Schilderungen erscheinen tagespolitische Ereignisse immer ein Stück unbedeutender.

Von den Abgeordneten des Jahres 1918 heißt es, sie wären sich der historischen Tragweite ihres Tuns sehr bewusst gewesen. Wer kann das heute schon von sich behaupten? Damals kam es zu einer fühlbaren Zäsur, einem sichtbaren Anbrechen eines neuen Zeitalters.

Heute ist das anders. Ein Blick auf die jüngere Vergangenheit zeigt, wie wandelbar Ereignisse – und Einschätzungen geworden sind. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR rief Francis Fukuyama das „Ende der Geschichte“ aus und prophezeite den globalen Triumph der liberalen Demokratie.15 Jahre später stellte Colin Crouch seine These von der „Postdemokratie“ auf, in der politische und wirtschaftliche Eliten die Bedürfnisse der breiten Masse manipulieren.

Über Wutbürger und Angstpolitiker | Von Thomas Hofer weiterlesen

Wem im Fernsehen „eine Bühne geben“?

Gestern Abend war Gustav Kuhn zu Gast im ZiB2-Studio, der Gründer und langjährige Leiter der Festspiele Erl, dem mehrere Künstlerinnen sexuelle Belästigung vorwerfen und mehrere ehemalige Mitarbeiter massive Übergriffe während der Arbeit. (In der TVthek kann man das Interview noch sieben Tage lang nachsehen.)

Auf Twitter haben das manche Zuseher kritisiert: „Nicht der Täter braucht eine Plattform, auf der er gehört wird, sondern die Opfer“, hieß es etwa – oder: „Diesem Herrn die Möglichkeit zur Selbstdarstellung zu geben, halte ich nicht für die beste Idee.“

Wir haben das in der Redaktion vor der Sendung ausführlich diskutiert. Nach den bisherigen Stellungnahmen seines Anwalts (der schon im Sommer Gast im Studio war) war zu erwarten, dass Kuhn im Gespräch alle Vorwürfe abstreiten würde, was natürlich sein gutes Recht ist. Aber der Anwalt hatte darüberhinaus den Frauen unterstellt, sie würden ihre Vorwürfe aus Revanche erfinden. Sie alle hätten in Erl ihre Engagements verloren – natürlich nicht, weil sie Kuhns Avancen verweigert hätten, sondern aus mangelndem Können (was wiederum die Frauen bestreiten). Sollten wir dieser Argumentation neuerlich „eine Bühne bieten“?

Wem im Fernsehen „eine Bühne geben“? weiterlesen

Wie Interviews entstanden sind

Das ist eine wirklich lesenswerte Darstellung, wie sich journalistische Interviews entwickelt haben: Von der unhinterfragten Verlautbarung bis hin zum harten, kontroversiellen TV-Gespräch. Ist schon gut vier Jahre alt, aber ich habe es heute erst entdeckt: Recht ausführlich, viele Beispiele und hochinteressant.

Screenshot mit Link
THE NEWSROOM BLOG, 2.7.2014

Frau im SPIEGEL

Zu einem Jahr #metoo-Debatte hat Susanne Beyer, die stv. Chefredakteurin des SPIEGEL, recherchiert, wie es in den letzten 70 Jahren den Frauen in der Redaktion des Nachrichten-Magazins ergangen ist. Vor allem unter dem legendären Gründer Rudolf Augstein, der Bewerberinnen gerne im Morgenmantel zuhause oder im Hotelzimmer empfangen hat. Sehr lesenswert!


Screenshot mit LinkSPIEGEL.DE, 10.10.2018

Was man aus einem Gabalier-Lied alles machen kann…

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

PS: Der „Cannstatter Wasen“ ist übrigens ein jährliches Volksfest in Stuttgart, das dieses Jahr 200. Geburtstag feiert.

Jetzt weiß ich, warum es „Zauberwürfel“ heißt…

Das ist schon zwei Jahre alt, aber ich bin heute erst drübergestolpert. Unfassbar, was man mit einem Rubik’s Cube anstellen kann. Wirklich sehenswert!

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Gipfeltreffen mit Schnaps

Ich bin ja schon so alt, dass unser erster Fernseher zuhause noch schwarz-weiß war und wir fast jedes Wochenende bei einer Nachbarin waren, um auf ihrem teuren Farbfernseher andächtig eine der großen Samstagabend-Shows zu schauen.

Damals gab es noch den Beruf des „Showmasters“ – grundsätzlich ausgeübt von Männern. Die bekanntesten von ihnen im deutschsprachigen Fernsehen waren Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre Hans-Joachim Kulenkampff („Einer wird gewinnen“), Peter Frankenfeld („Musik ist Trumpf“), Rudi Carrell („Am laufenden Band“) und Peter Alexander. Aber nur einmal sind alle vier zusammengetroffen – in einer Peter-Alexander-Show 1969.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Heute ziemlich absurd, was damals große TV-Unterhaltung war – mit heute unvorstellbaren Einschaltquoten.
(Ich kannte das übrigens nicht von damals, ich war 1969 erst drei. Aber danke für den Tipp, Dieter Chmelar!)