Tennis lessons

Im Juni 2024 wurde Roger Federer, den viele für den größten Tennisspieler aller Zeiten halten, ein Ehrendoktorat am rennomierten Dartmouth College verliehen, einer sehr renommierten und traditionsreichen Uni in den USA.

Federer hat mit 16 in der Schweiz die Schule abgebrochen, um Tennis-Profi und letztlich achtfacher Wimbledon-Sieger zu werden, und er hat nie studiert, wie er in seiner Festrede für die rund 1.000 Absolventen der Class of 2024 erzählte. Und er gab ihnen drei tennis lessons auf den Weg ins Leben nach dem College mit:

Effortlessness is a myth.
It‘s only a point.
Life is bigger than the court.

Was er damit meint, erklärt er in 25 sehr lohnenden Minuten (man kann auch erst bei 6.05 min einsteigen). Federer ist kein großer Rhetor, aber ein extrem sympathischer und es ist eine sehr schöne Rede geworden:

Seit ich diese Tradition der commencement speeches durch bekannte Absolvent·innen oder andere Ehrengäste kenne, finde ich übrigens schade, dass es das an unseren Unis nicht gibt. Die wohl berühmteste der letzten Jahrzehnte hat Apple-Gründer Steve Jobs 2005 in Stanford gehalten.

Kinder, Klima, Krise

Wenn der deutsch-Schweizer Journalist Constantin Seibt einen großen Text schreibt, lohnt es sich immer, ihn zu lesen. In diesem Fall aber ganz besonders. Nicht nur, weil er – wie immer – brillant geschrieben ist, sondern weil der Inhalt so wichtig ist.


Screenshot mit LinkREPUBLIK, 19.6.2024

6 Mythen über Politik

Wieder ein Tipp zum Hören statt zum Lesen (ich sollte die Rubrik langsam umbenennen), aber ich bin schon seit Jahren ein Fan des „Erklär mir die Welt“-Podcasts von Andreas Sator, in dem er gemeinsam mit Fachleuten die unterschiedlichsten Themen für Laien erklärt. Und zwar so, dass man sie wirklich versteht.

Mehr als 300 Folgen gibt es davon bereits (in einer hat Andreas mit mir über Journalismus gesprochen) – und in Episode 304 hat er nun den Wiener Politologen Laurenz Ennser-Jedenastik zu Gast, der nicht nur ein exzellenter Wissenschafter ist, sondern auch ein ganz hervorragender Politik-Vermittler (übr. auch auf Twitter).

In zwei Stunden kann man hier wirklich viel über Politik in Österreich und generell lernen:

Ösi-Rhabarber

Es gibt mittlerweile ja unzählige Versionen des genialen Barbaras-Rhabarbar-Bar-Songs von Bodo Wartke & Marti Fischer, aber die finde ich die großartigste, jedenfalls aber die österreichischste:

„Wetten wir, dass es falsch ist?“

Es war eine der eher skurrileren Situationen in den vielen Jahren, die ich die ZiB2 schon moderiere und auch in meinen gar nicht so wenigen Interviews mit Sebastian Kurz.

Der Ex-Kanzler kam nach seinem erstinstanzlichen Schuldspruch wegen falscher Zeugenaussage im Ibiza-U-Ausschuss gestern live ins Studio. Kurz nach Gesprächsbeginn las ich ihm die entscheidende Stelle aus seiner Einvernahme im U-Ausschuss vor und es entspann sich der folgende – eher schräge – Dialog:
_____________

Sebastian Kurz: Ich habe auf die Frage, ob ich eingebunden war in die Auswahl der Aufsichtsräte, habe ich gesagt, ja, das hat der Richter auch anerkannt, er habe dann nur gemeint, ich hätte das detailreicher schildern müssen. Und meiner Meinung nach ist das ungerecht, wir werden sehen, wie die zweite Instanz urteilt.

Armin Wolf: Gut. Ganz so war es nicht, die Frage, die an Sie gestellt wurde im U-Ausschuss…

Kurz: Ich kenne es, ja bitte…

Wolf: Ich habe das Protokoll hier bei mir.

Kurz: Ich auch, ich auch.

Wolf: „Haben Sie allgemeine Wahrnehmungen zur Frage, wie der Aufsichtsrat besetzt wurde? Waren Sie da selbst eingebunden?“ Ist eine Doppelfrage…

Kurz: Und ich antworte mit Ja.

Wolf: Auf die sagen Sie: „Ja, ich weiß, dass es da im Finanzministerium und im zuständigen Nominierungskomitee Überlegungen und Gespräche gab.“

Kurz: Das ist völlig falsch, das ist völlig falsch. Entschuldigung!

Wolf: Das lese ich Ihnen vom Protokoll vor.

Kurz: Nein, das ist falsch zusammenkopiert…

Wolf: Entschuldigung, das ist das Protokoll von der Parlaments-Homepage, das habe ich vor zwei Stunden heruntergeladen.

„Wetten wir, dass es falsch ist?“ weiterlesen

„Menschen zusammenbringen“

In Deutschland ist nach dem Auffliegen der „RBB-Affäre“ eine große Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk entstanden. Die Bundesländer, die für alle Rundfunk-Angelegenheiten zuständig sind, haben daraufhin im März 2023 einen „Zukunftsrat“ eingesetzt, eine Kommission aus Expert·innen, geleitet von der früheren Gruner&Jahr-Managerin Julia Jäckel.

Dieser Zukunftsrat sollte ein Programm ausarbeiten, wie man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der in Deutschland aus neun ARD-Landesanstalten, dem ZDF und dem Deutschlandfunk besteht, besser organisieren kann. Jetzt wurden diese Empfehlungen präsentiert. Hier der gesamte Bericht zum Nachlesen:

Deckblatt Bericht des Zukunftsrats

Was wir besser machen könnten

Gestern Abend durfte ich auf Einladung von Prof. Volker Lilienthal und der Augstein-Stiftung an der Uni Hamburg einen Vortrag halten – im Rahmen einer Ringvorlesung zum 100. Geburtstag des SPIEGEL-Gründers Rudolf Augstein. Mein Thema lautete: „Warum öffentlich-rechtliche Medien nie wichtiger waren – und was wir besser machen könnten“.
Hier mein Text, der in einer etwas gekürzten Version auch in einem Sammelband zur Vorlesungsreihe erscheinen wird, zum Nachlesen:


Ich möchte Ihnen Celina Blogsta vorstellen. Celina wurde im Oktober 1999 in einem Dorf nahe Wien geboren, in dem 995 Menschen leben. Im Mai 2014, als sie 14 Jahre alt war, lud Celina ihr erstes Video auf YouTube hoch.

Alle paar Tage erzählte sie dann unter dem selbstgewählten Namen „Celina Blogsta“ in kurzen Filmen aus ihrem Kinderzimmer von ihrem Leben, erklärte „Was Mädchen tun, wenn sie verliebt sind“, zeigte sich beim Schminken und präsentierte ihre Outfits. YouTube war damals ihr Hauptkanal, aber Celina betrieb auch Accounts auf Facebook und dem noch jungen Instagram. Nach knapp zwei Jahren, im Februar 2016, postete die Schülerin auf allen ihren Kanälen: Liebe Fans, wenn ihr ein Selfie mit mir möchtet, kommt doch nächsten Samstag um 14h00 auf den Stephansplatz in Wien.

Ich weiß nicht, ob Sie den Wiener Stephansplatz kennen – Sie können ihn sich etwa so vorstellen wie den Rathausmarkt hier in Hamburg. Am Samstag um 14h10 musste die Wiener Polizei den Stephansplatz absperren. Es waren so viele Teenager gekommen, um sich mit Celina Blogsta fotografieren zu lassen, dass es Verletzte gab und Fiaker-Kutschen in der Menge stecken blieben. Um ein Foto mit einer 16jährigen aus Haslau an der Donau zu machen, die in ihrem Kinderzimmer aus ihrem Leben erzählte.

Was wir besser machen könnten weiterlesen

2024: Wird schwierig

Dieser Tipp ist eigentlich kein „Lesezeichen“, sondern ein Hinweis zum Hören – auf ein ca. einstündiges Gespräch mit dem brillanten Politikwissenschafter Ivan Krastev über seine Aussichten auf das Jahr 2024.

Der 58jährige Bulgare ist einer der weltweit renommiertesten „public intellectuals“ und politischen Analytiker und was nicht allzu viele Menschen wissen: Er lebt und arbeitet seit vielen Jahren großteils in Wien am IWM, dem – in Österreich viel zu wenig beachteten – Institut für die Wissenschaft vom Menschen.

Krastev ist fantastisch informiert, ungewöhnlich gut (auch mit internationalen Spitzenpolitiker·innen) vernetzt, ein origineller Denker und begnadeter Formulierer. Ich kenne kaum jemanden, der politische Phänome und Entwicklungen so prägnant auf den Punkt bringen kann wie Krastev, wenn er z.B. in diesem Gespräch sagt: „Bei der EU-Wahl vor fünf Jahren war Migration das polarisierende Thema und der Klimawandel das einigende. Diesmal ist es umgekehrt.“ Oder: „Putin lügt gerne über die Vergangenheit. Aber bei seinen Plänen für die Zukunft sollte man ihm besser glauben.“ Oder: „Orban und Erdogan wollen nicht Trump oder Putin nachmachen. Ihr Vorbild ist Netanyahu.“

Hier finden Sie den hörenswerten Audio-Mitschnitt (Englisch) aus dem Wiener Presseclub Concordia vom 12. Dezember 2023 auf Youtube (und hier auf Spotify):

„Wie a Seelenschliafer“

Ich habe im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte etwa 3.000 öffentliche Gespräche geführt, aber auf keines habe ich mich so gefreut wie vergangenen September auf einen Abend im Bregenzerwald. Es gibt dort seit einigen Jahren jeden Spätsommer ein sehr feines Kulturfestival mit dem Titel FAQ: Klug kuratierte Gespräche, fabelhafte Konzerte und großartiges Essen in tollen Locations inmitten einer der schönsten Landschaften Österreichs.

Ich war dort vor einiger Zeit als Gast eingeladen und so angetan von der Atmosphäre, dass ich gerne wiederkommen wollte. Seither moderiere ich beim FAQ jedes Jahr ein größeres Gespräch. Diesen September hatte ich mir zwei Gäste gewünscht, die sich – da war ich mir sicher – besonders gut ergänzen würden.

Beide kommen aus der Kultur, haben eine intensives Interesse an Politik, eine ungewöhnliche Beziehung zu ihren Vätern und beide haben kürzlich ihre Karrieren beendet: Die 75jährige Helga Rabl-Stadler nach mehr als einem Vierteljahrhundert als legendäre Präsidentin der Salzburger Festspiele und der 40jährige Martin Grubinger nach einem Vierteljahrhundert als bekanntester Percussionist der Welt (und regelmäßiger Gast der Salzburger Festspiele).

Beide kommen aus Salzburg und kennen einander seit über 30 Jahren. Mit Martin Grubinger bin ich befreundet, Helga Rabl-Stadler kannte ich bis zu unserem Gespräch nur beruflich. Und ich war mir sicher, mit den beiden müsste man ein schönes Gespräch über Kultur, Politik, Väter und übers Aufhören führen können. Und so war es dann auch.

Wir haben uns vor mehreren hundert Besuchern in der riesigen Werkshalle der Kaufmann Zimmerei und Tischlerei in Reuthe knapp zwei Stunden lang unterhalten – und ich mag dieses Gespräch wirklich sehr. Meine Gäste waren gleichermaßen klug, witzig, inspirierend und bemerkenswert offen, ich hätte allerdings auch „wie a Seelenschliafer“ in ihnen gebohrt, hat Helga Rabl-Stadler ein wenig tadelnd angemerkt.

Die FAQ-Macher·innen haben den Audio-Mitschnitt des Gesprächs zum Jahresende auf ihre Website gestellt (und als Podcast auf Spotify). Vielleicht genießen Sie es ja ähnlich wie ich.

Frohe Weihnachten!


Fotos: Hannes Kläger/FAQ

Der Professor und der Wolf LIVE

15.000 verkaufte Bücher sind in Österreich ziemlich viel, habe ich gelernt, vor allem bei Sachbüchern, wenn es keine Kochbücher sind. Deshalb verleiht der Buchhandel an Autor·innen und ihre Verlage, die das schaffen, ein „Goldenes Buch“.

Ende November haben Peter Filzmaier und ich eines bekommen, weil sich unser Buch über das 1×1 der österreichischen Politik erfreulicherweise sehr gut verkauft. Seit Anfang April stand es praktisch durchgehend auf der Bestsellerliste, viele Wochen davon auf Platz 1. Der Professor und ich freuen uns sehr – vielen Dank!

Weil es aber auch Menschen gibt, die schon ein Buch besitzen und kein zweites mehr wollen (Platzprobleme, Stauballergie, zu viele ungesehene Netflix-Serien…) – oder die uns gerne mal eine Frage stellen möchten, gibt es „Der Professor und der Wolf“ auch LIVE auf der Bühne.

Nicht häufig, weil der Professor viel unterwegs ist und ich oft abends arbeite, aber nach derzeitigem Stand in den nächsten Monaten noch vier Mal:

29. NOVEMBER 2024 im CONGRESS INNSBRUCK

30. NOVEMBER 2024 im CONGRESS SALZBURG

17. Jänner 2025 in der HELMUT-LIST-HALLE GRAZ

24. Jänner 2025 im GLOBE WIEN

Ein Besucher unseres – netterweise ausverkauften – Auftritts vergangenen Dezember im Globe hat uns dazu folgendes Feedback geschickt:

Es war …
Witzig! Aber kein Kabarett!
Spannend! Aber kein Krimi!
Lehrreich! Aber keine Vorlesung!
Unterhaltsam! Aber keine Sitcom!

Das hat uns gefreut und wir würden uns auch sehr freuen, wenn wir Sie bei einem unserer Auftritte sehen!

Falls Sie dafür aber keine Zeit haben sollten oder zu weit entfernt wohnen: Unser Buch wurde gerade in der fünften Auflage nachgedruckt und es eignet sich auch ganz hervorragend als Geschenk (zum Geburtstag, Hochzeitstag, Firmenjubiläum, bestandenen Führerschein, auch Weihnachten kommt schneller wieder, als man denkt, oder einfach so…)

Werbedurchsage Ende.

Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.

Armin Wolf