Ok, das ist sehr lang, aber wahrscheinlich der klügste Text, den ich bisher über Donald Trumps Erfolg gelesen habe – und viele der 18 Erklärungen werden Ihnen aus dem ö. Präsidentschafts-Wahlkampf bekannt vorkommen:
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„Wir müssen Social Media mit Journalismus infiltrieren“
Gestern war ich eingeladen, beim “Mediengipfel” der 30. Münchner Medientage einen Vortrag zu halten. Das vorgegebene Thema: “Welche Medien wollen wir morgen in unserem Leben?” – Hier mein Text zum Nachlesen:
Vor drei Wochen hat die Washington Post eine Donald-Trump-Wählerin porträtiert. Diese Frau ist felsenfest überzeugt davon, dass Barack Obama ein schwuler Moslem aus Kenia ist, dass Michelle Obama vor ihrer Geschlechtsumwandlung ein Mann namens Michael war und dass die beiden Töchter der Obamas einer anderen Familie entführt und zwangsadoptiert wurden, schließlich gäbe es kein einziges Foto, das eine schwangere Michelle Obama zeigt. Klar, sie war ja ein Mann.
Diese Frau glaubt übrigens auch, dass Hillary Clinton mehrere Menschen umbringen ließ und dass der konservative Höchstrichter Antonio Scalia von einer Prostituierten ermordet wurde – im Auftrag des Weißen Hauses.
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Die Stunde der Amateure
Ok, ich bin in der Sache parteiisch, aber dieser Text ist schon ziemlich gut. Ich würde mich auch eher ungern von einem Amateur-Arzt operieren lassen. Und komisch: Niemand würde dieses Argument eines Arztes „arrogant“ oder „elitär“ finden.
Im Ernst: Es gibt wirklich exzellente Blogs und Texte von journalistischen Amateuren – so wie es fantastische Hobby-Musiker oder Hobby-Köche gibt, die jederzeit auch in diesen Branchen Karriere machen könnten. Und es gibt schlechten hauptberuflichen Journalismus – so wie es schlechte Restaurants gibt.
Aber grundsätzlich ist die Idee, Profis, die ein Handwerk gelernt haben, arbeiten zu lassen (und sie dabei kritisch zu beobachten) nicht übel.
Diesen Zettel …
… hat mein Ö1-Kollege Peter Daser heute an einem Baustellen-Container in Wien entdeckt. Großartig!
(Vielleicht könnte der Polier auch noch die Moderation auf Facebook übernehmen…)
Wie unsere Arroganz den Autoritären hilft
Facts don’t work
Vorgetäuschter Tiefgang
Chefredakteur Klaus Brinkbäumer erklärt im Interview mit dem MEDIUM MAGAZIN das Strickmuster einer klassischen SPIEGEL-Geschichte.
Mein absoluter Favorit: „Die Aufblase“ – bei den Kollegen vom STERN laut Brinkbäumer „VgT“ genannt: „Vorgetäuschter Tiefgang“.
MEDIUM MAGAZIN 7/2016
Oft werden Präsidenten-Wahlen nicht wiederholt
1990 auf den afrikanischen Komoren, 2004 in der Ukraine, 2005 in Abchasien und kommenden Oktober in Haiti – das sind die einzigen Präsidentenwahlen der letzten 30 Jahren,die wegen Unregelmäßigkeiten wiederholt werden mussten (ich hoffe, ich habe keine übersehen). Und nun auch 2016 in Österreich.
Noch nie wurde hierzulande eine Wahl bundesweit wiederholt. Aber der Verfassungsgerichtshof ist heute bei seiner strengen Rechtssprechung aus der Vergangenheit geblieben: Für eine Aufhebung genügt es demnach, dass es Rechtswidrigkeiten gegeben hat – und dass sie das Ergebnis beeinflusst haben könnten.
Warnung: Wie Medien Rechtsextreme groß machen
Es ist einer der erfolgreichsten Fälle von politischem Product-Placement, den ich je gesehen habe: Seit einiger Zeit gibt es auch in Österreich einen rechtsextremen Verein, der sich inhaltlich nicht weiter von jeder x-beliebigen schlagenden Burschenschaft unterscheidet und zahlenmäßig jedenfalls nicht größer ist.
Die Parolen der Truppe stammen aus dem handelsüblichen rechtsextremen Verschwörungs-Setzkasten („geplanter Bevölkerungsausstausch“ und ähnlicher Schwachsinn). Experten qualifizieren sie als „neofaschistisch“, der Verfassungsschutz stuft sie als „rechtsextrem“ ein (mit zahlreichen Aktivisten, die aus der heimischen Neonazi-Szene stammen), ich habe sie auf Twitter aufgrund ihrer Inszenierung mal eine Art „Reserve-SA für Wohlstandsverwahrloste“ genannt.
Was hat Norbert Hofer am Tempelberg erlebt?
Es war wahrscheinlich der spannungsgeladenste Moment des letzten TV-Duells, als Ingrid Thurnher dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer einen Ausschnitt aus dem ORF-Report vorspielte, in dem er von seiner Israelreise im Juli 2014 berichtete: „Ich war auch in Israel, Yad Vashem, und war dort mitten in einem Terrorangriff. Neben mir wurde eine Frau erschossen.“
Ein dramatisches Erlebnis, von dem Hofer zuletzt immer wieder erzählt hat, etwa am 12. März in der PRESSE: „Ich habe in Israel erlebt, wie es wirklich ist. Als ich auf dem Tempelberg war, ist zehn Meter neben mir eine Frau erschossen worden, weil sie versucht hat, mit Handgranaten und Maschinenpistolen betende Menschen zu töten.“