Porträt Barbara Prammer

Scheiß-Krebs

Barbara Prammer ist nur 60 Jahre alt geworden. Ihre Krebsdiagnose, die sie selbst öffentlich gemacht hat, hat sie nicht einmal ein Jahr lang überlebt.

Mich hat die Nachricht von ihrem Tod sehr traurig gemacht – nicht nur, weil ich Frau Prammer fast 20 Jahre lang gekannt und persönlich sehr geschätzt habe. Und weil ich – wie viele Menschen – bewundert habe, wie sie mit ihrer Krankheit öffentlich umging. Sondern auch, weil einem ständig gezeigt wird, wie nahe eine Krebserkrankung ist.

Statistisch gesehen wird ein Bub, der heute in Ö. geboren wird, mit einer Wahrscheinlichkeit von 31 % vor seinem 75. Geburtstag an Krebs erkranken, ein Mädchen mit einer Wahrscheinlichkeit von 24 % (drei Viertel der Neuerkrankungen treten allerdings erst nach dem 60. Geburtstag auf).

300.000 Menschen in Österreich haben Krebs

Etwas mehr als 300.000 Menschen in Österreich haben irgendeine Form von Krebs (am häufigsten sind Brust-, Prostata- und Darmkrebs), ca. 38.000 Neuerkrankungen gibt es jährlich und rund 20.000 Menschen sterben jedes Jahr an einem bösartigen Tumor.

Das sind alles abstrakte Zahlen, aber jeder von uns kennt Menschen, die betroffen sind, wenn man nicht gar selbst betroffen ist.

Meine Mutter war 59 als sie – Jahre nach ihrer Lungenkrebs-Diagnose – binnen Wochen an einem Gehirntumor starb, auch ihr Bruder wurde keine 60. Mein Vater wurde 74, bei ihm war es eine sehr seltene Form von Leukämie. Die beste Freundin meiner Frau starb mit Mitte 30 an Brustkrebs, ihre Tochter war damals gerade ein Jahr alt. Und mein legendärer ZiB2-Kollege und Freund Robert Hochner wurde nur 56. Krebs ist eine Scheißkrankheit.

Die Überlebenschancen werden besser

Aber er ist trotzdem nicht mehr ganz so schlimm wie vor 20 oder 30 Jahren, sagen die Ärzte. Jedenfalls in reichen Ländern wie Österreich. Wer heute bei uns eine Krebsdiagnose bekommt, dessen Chance, in fünf Jahren noch zu leben, liegt bei 61 % der Chance eines Menschen ohne Krebs. Vor 25 Jahren waren es nur 45%. Die Zahl der Neuerkrankungen sinkt ebenso wie die Sterblichkeitsrate.

(In den ärmeren Ländern ist es allerdings genau umgekehrt. Weltweit wird die Zahl der neuen Krebserkrankungen von 14 Mio im Jahr 2012 auf 22 Mio 2030 steigen, prognostiziert die WHO – und die Zahl der jährlichen Todesfälle von 8 auf 13 Mio.)