Archiv der Kategorie: Blog

Hier schreibe ich selbst, v.a. Texte zu aktuellen Themen aus Medien und Politik, mitunter auch zu anderen tagesaktuellen Anlässen. Die Frequenz ist unregelmäßig, ebenso die Länge. Manche Blogeinträge sind sehr kurz, manche sehr lang. Alle vor Februar 2018 erschienen ursprünglich auf meiner Facebook-Seite. Für eine Übersicht aller verfügbaren Kategorien klicken Sie bitte hier.

Kern-Schmelze

Keine Witze mit Namen, das ist eine der Regeln, die man ganz früh in der Journalistenausbildung lernt. Aber heute vergesse ich die mal kurz, denn was sich da seit gestern in der SPÖ abspielt, ist tatsächlich sowas wie ein total meltdown.

Christian Kern hat offenbar genug von seiner Partei, was man als Außenstehender durchaus nachvollziehen kann. Aber es sieht auch so aus, als hätte mittlerweile ein sehr großer Teil der Partei genug von Christian Kern. Und Doris Bures wird für ihre – damals zynisch-abfällig wirkende – Diagnose „So wie ich keine gute Bahnmanagerin wäre, wäre Kern kein guter Politiker“ im Nachhinein zur Seherin erklärt.

WAS IST DA GESTERN PASSIERT?

Soweit es sich nachvollziehen lässt, wollte Kern bei einem lange geplanten Abendessen seinen Landesparteichefs erklären, dass er sich nun doch entschlossen habe, bei der EU-Wahl zu kandidieren – offenbar auch nach Signalen anderer europäischer Parteichefs, er könnte europaweit SPE-Spitzenkandidat werden, eventuell sogar mit Unterstützung Macrons. Das würde natürlich auch bedeuten, dass er nach der Wahl den Parteivorsitz übergeben müsste, weil sich die SPÖ nicht aus Brüssel führen lässt.

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Brutale zehn Jahre

Im Jahr 2012 hat der deutsche Journalistik-Professor Klaus Meier eine einfach Projektion durchgerechnet: Wenn sich die Auflagen-Entwicklung von Tageszeitungen so fortsetzt wie in den letzten Jahrzehnten – wann würde dann die letzte gedruckte Tageszeitung in Deutschland erscheinen? Und er kam auf das Jahr 2034.


Grafik Auflagenentwicklung


Das schien damals ziemlich alarmistisch. Aber möglicherweise hat Professor Meier sogar untertrieben.

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Warum ich Twitter und Facebook beliefere

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ Das hat der Welterklärer Niklas Luhmann 1995 geschrieben – und wenig von dem, was er geschrieben hat, ist so überholt.

Was wir über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen heute immer mehr Menschen aus Social Media. Knapp vier Millionen Österreicher nützen regelmäßig Facebook, mehr als drei Millionen Youtube, fast zwei Millionen Instagram und rund eine halbe Million Twitter. Vor allem unter 40-Jährige bekommen ihre Nachrichten nicht mehr via PRESSE– oder KLEINE-Abo oder pünktlich um halb acht aus der ZIB, ja nicht einmal aus standard.at oder orf.at, sondern aus ihrem Social-Media-Newsfeed. Das ist die Nachfrageseite.

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Putin im ORF: Die Transkripte

Es hat leider etwas gedauert, aber hier zum Nachlesen noch Transkripte des (ungekürzten) ORF-Interviews mit Wladimir Putin vom Juni 2018 auf Deutsch und in englischer Übersetzung – sowie ein Video des vollständigen Gesprächs mit englischen Untertiteln.

ORF-Interview mit W. Putin: Vollständiges deutsches Transkript

ORF interview with V. Putin: Full transcript in English

Video Putin-Interview (with English subtitles)

Putins Publikum

Wow, das hat uns echt gefreut! Das ZiB-SPEZIAL mit einer auf 39 Minuten gekürzten Version des Wladimir-Putin-Interviews haben am Montag Abend im Schnitt 843.000 Menschen gesehen – bei einem Marktanteil von 30 Prozent.

Das heißt, ein knappes Drittel aller Menschen, die um diese Zeit in Österreich vor einem Fernseher saßen, haben sich ein sehr langes Politiker-Interview angesehen. 1.244.000 Menschen haben irgendwann in die Sendung hineingeschaut. Es war die mit Abstand quotenstärkste Sendung des Hauptabends. Danke auch für die weit über tausend persönlichen – und ganz überwiegend – positiven Reaktionen via Mail, SMS, Twitter und Facebook.

Die knapp 54 Minuten der ungekürzten Originalfassung des Interviews (mit englischen Untertiteln) können Sie hier nachsehen:

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Rendezvous mit Wladimir Putin

Nichts wurde ich in den letzten Wochen öfter gefragt als: „Wie bist du zu einem Interview mit Putin gekommen?“. Ich hätte gerne irgendeine tolle Geschichte erzählt, aber in Wahrheit habe ich gar nichts dazu getan.

Das lief nämlich so: Vor etwa zwei Monaten hat Carola Schneider, die Leiterin des ORF-Büros in Moskau, um ein Gespräch mit dem Präsidenten angefragt. Das hat sie schon öfter gemacht, jedesmal vergeblich. Der Kreml lehnt fast alle Interview-Wünsche ab. Doch diesmal war es anders. Da Putin einen Besuch in Österreich plane und zwar als erste Auslandsreise seiner neuen Amtszeit, bestehe vielleicht eine Chance, hieß es aus dem Kreml-Pressebüro. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen:

Nicht Carola würde das Interview führen, sondern aus Wien müsste ein „Hauptabend-Moderator“ anreisen. Das Gespräch würde 30 bis 40 Minuten dauern und mindestens 15 Minuten davon müssten auch im Hauptabend gesendet werden. Die deutsche Übersetzung sei mit der Kreml-Pressestelle abzustimmen. Und der Kreml werde eine ungekürzte Version des Interviews (als Video und als Abschrift) auf seiner Website veröffentlichen.

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Millionen – nicht Milliarden

Es war wirklich eine entzückende Hochzeit in Windsor – und ein Riesen-Fernsehereignis: „2 Milliarden sahen den Kuss des Brautpaares“, schreibt etwa die KRONENZEITUNG. Das allerdings ist frei erfunden.

Mal abgesehen davon, dass niemand die geringste Ahnung von den Fernsehquoten der Übertragung hatte, als die KRONE in Druck ging, weil sie da noch gar nicht erhoben waren, ist die Zahl bei weitem zu hoch, realistischerweise mindestens um das Vierfache, eher mehr.

Ich habe zu dem Thema schon einmal einen Text geschrieben – anläßlich des „Stratos“-Sprungs von Felix Baumgartner. Auch damals kursierte die absurde Zahl von zwei Milliarden TV-Zusehern – auch damals war sie bei weitem zu hoch. Allerdings hatte der Sprung damals deutlich mehr Zuseher als die gestrige Hochzeit.

Es gibt keine weltweiten Quoten-Messungen, aber allein die bereits bekannten Reichweiten aus Österreich, Deutschland, Großbritannien und den USA ermöglichen eine grobe Einschätzung, was denn plausibel ist.

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Die Flügel nieder

Das war ein wirklich ungewöhnlich Politiker-Rücktritt heute. Auch Werner Faymann, Reinhold Mitterlehner und Eva Glawischnig sind sehr überraschend gegangen (übrigens auch alle im Mai) – aber alle in einer tiefen Krise. Matthias Strolz geht, während es gut läuft. Für die Neos und für ihn.

Die Partei ist letzten Herbst problemlos wieder in den Nationalrat eingezogen und dieses Frühjahr in Niederösterreich, Tirol und Salzburg erstmals in den Landtag (mit Kärnten hatte niemand realistisch gerechnet). In Salzburg steht die erste Regierungs-Beteiligung bevor. Und Parteichef Strolz hatte sich im Parlament gegen die neue Koalition als leidenschaftlicher Oppositionspolitiker profiliert.

Der Rücktritt kam deshalb völlig überraschend – auch für seine Parteifreunde. Selbst prominente Neos-Abgeordnete haben erst heute früh via E-Mail oder Anruf davon erfahren, nur engste Vertraute waren seit wenigen Tagen eingeweiht. Öffentlich durchgesickert war bis heute Vormittag kein Wort.

Warum aber ausgerechnet heute?

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