Archiv der Kategorie: Blog

Hier schreibe ich selbst, v.a. Texte zu aktuellen Themen aus Medien und Politik, mitunter auch zu anderen tagesaktuellen Anlässen. Die Frequenz ist unregelmäßig, ebenso die Länge. Manche Blogeinträge sind sehr kurz, manche sehr lang. Alle vor Februar 2018 erschienen ursprünglich auf meiner Facebook-Seite. Für eine Übersicht aller verfügbaren Kategorien klicken Sie bitte hier.

Die nö. Wohnbau-Darlehen einfach erklärt

Weil ich am Nachmittag via Twitter eine sehr aufschlussreiche Debatte mit dem Büroleiter des nö. Finanz-Landesrates hatte, hier mal eine kleine Erklärung zu der vieldiskutierten Geschichte mit den nö. Wohnbaudarlehen, bei der sich viele nicht mehr auskennen, was nun stimmt.

Da sagt ja der nö. Landeshauptmann bei jeder Gelegenheit, wie erfolgreich diese Veranlagung war, mit einem Durchschnittsertrag von 3,2 Prozent pro Jahr, „besser als jedes Sparbuch“. Was auf den ersten Blick sehr einleuchtend klingt. Trotzdem haben diese Veranlagungen bisher erhebliche Verluste gebracht. Und warum das so ist, lässt sich eigentlich ziemlich leicht erklären:

Die nö. Wohnbau-Darlehen einfach erklärt weiterlesen

„LERNEN SIE GESCHICHTE!“

In meinem Job bekommt man ja die seltsamsten Zuschriften – was mitunter zu eigenwilligen Mailwechseln führt:


Von: Initiative Österreichischer DemokratInnen gegen Linksextremismus Wien
An: Zeit Im Bild 2, FI1
Gesendet: 30. Jänner 2013 22:40

Werter Herr Dr. Wolf!
Ich muß im Zusammenhang mit Ihrer heutigen ZiB2-Moderation Kreisky zitieren: „LERNEN SIE GESCHICHTE!“ Adolf Hitler „begann keinen Weltkrieg“ sondern einen Krieg gegen Polen als Antwort auf Provokationen, die sich kein Staatsmann der Welt zu dieser Zeit hätte bieten lassen, zum Schutze der dort bis hin zur Ermordung unterdrückten deutschen Minderheit und zur Durchsetzung territorialer Interessen (Stichwort „Korridor“). Für die Ausweitung zu einem WELTkrieg haben Franzosen, Engländer, Amerikaner, Japaner etc. gesorgt!
MfG
Mag. Peter K., Historiker


„LERNEN SIE GESCHICHTE!“ weiterlesen

Die besten Zitate 2012

Es ist mein letzter Arbeitstag für heuer und ich muss sagen, es war ein – sagen wir mal – interessantes Jahr. Innenpolitisch, meine ich. Und das waren ein paar meiner Lieblings-„Sager“ 2012, viele davon aus der ZiB2:


„Ich bin doch der einzige Mann in dieser Regierung.“ (Maria Fekter)

„Beim Bundesheer habe ich eines gelernt: Was sich bewegt – grüßen! Was sich nicht bewegt – putzen!“ (Delegierter am SPÖ-Parteitag)

Wozu braucht ein Mensch acht verschiedene Handy-Nummern? „Weil ich keine Lust hatte, dass Kriminalpolizisten meine Geschäfte mitverfolgen, die ich mache.“ (Karl-Heinz Grasser)

Die besten Zitate 2012 weiterlesen

TV-Duell – aber richtig

Es sind 21 Seiten, die hierzulande so unvorstellbar wären. Bis ins kleinste Detail haben die Wahlkampf-Manager von Obama und Romney vertraglich vereinbart, wie die insgesamt vier TV-Debatten abzulaufen haben: Hier der gesamte Text.

Da gilt z.B. strengstes Taferl-Verbot: „No props, notes, charts, diagrams, or other writings or other tangible things may be brought into the debate by any candidate.“ (S. 3)

Die Kandidaten dürfen einander keine direkten Fragen stellen und niemanden im Publikum direkt ansprechen; wer gerade nicht antwortet, darf nicht gefilmt werden; das Publikum darf weder applaudieren noch lachen noch sonst irgendwas tun außer stumm zuhören und es darf während der Debatte auch nicht gezeigt werden. Und schließlich ist es den Kandidaten verboten, irgendwas zum Draufsteigen mitzubringen, das sie größer erscheinen läßt, als sie sind (S. 15).

Wie sich das alles auf die Debatten auswirkt, lässt sich heute Nacht wieder beobachten, wenn Obama und Romney zum zweiten Mal aufeinander treffen.

„2 Milliarden live bei Stratos“ – Nicht wirklich.

Es war ein absolut faszinierendes Fernseh-Ereignis, als Felix Baumgartner da gestern am Rand seiner Kapsel stand, 39 Kilometer über dem Erdboden, und sich einfach fallen ließ. Und es war ein historischer Quoten-Erfolg.

Mehr als drei Millionen Österreicher sahen den Rekord-Sprung live: 2,28 Millionen auf ORFeins und 830.000 in ServusTV. Damit war Stratos das meistgesehene Live-Event, seit es den Teletest in Österreich gibt. Unglaubliche 80 Prozent aller Österreicher, die gestern Abend vor dem Fernseher saßen, haben Baumgartners Sprung gesehen.

„Geschätzte zwei Milliarden Menschen verfolgten das Spektakel weltweit“, schreibt jetzt die KRONE.

Das geht sich allerdings bei weitem nicht aus.

„2 Milliarden live bei Stratos“ – Nicht wirklich. weiterlesen

Mein Bilanz der Sommergespräche

Die fünf Sommergespräche 2012 sind vorbei, sie sind mir unterschiedlich gelungen, aber zumindest die Zuseherquoten waren hervorragend, die höchsten, seit es die Interview-Reihe gibt. Vielen Dank für Ihr Interesse!

In einem ausführlichen Chat mit STANDARD-UserInnen habe ich heute meine Bilanz gezogen: Welches Gespräch für mich das schwächste war, warum ich die Sommergespräche 2013 definitiv nicht machen werde, wer bisher mein liebster Gesprächspartner war und warum Herr Vilimsky offenbar wenig Gespür für Ironie hat.

Heinz-Christian Strache und sein Lieblingsbuch

Bei den Recherchen zum ORF-Sommergespräch 2005 stieß ich auf der Homepage von Heinz-Christian Strache auf eine kleine Besprechung seines angeblichen Lieblingsbuches: „Der Waldgang“ von Ernst Jünger, ein schwülstiges, eher schwer zu lesendes Büchlein über den Anarchen“.

Da die Rezension ungewöhnlich geschrieben war, googelte ich ein paar Formulierungen und fand sie tatsächlich wieder. Auf einer rechtsradikalen „Heimatseite“ aus dem Jahr 1998, (mit)geschrieben von einem ehemaligen bekennenden Neonazi (und Paintball-Kameraden Straches).

Ich hielt das dem FPÖ-Chef damals im Interview vor, die Szene hat auf YouTube mittlerweile einige hunderttausend Views:

Heinz-Christian Strache und sein Lieblingsbuch weiterlesen

In-Frage-Steller

Am 2. Mai 2012 bekam der große österreichische Publizist, Radio- und Fernsehmacher und Historiker Peter Huemer im Wiener Rathaus das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien verliehen. Ich durfte dabei die Laudatio halten – und es war mir eine Ehre:


Meine erste Begegnung mit Peter Huemer war nur eine indirekte aber ich möchte Sie Ihnen trotzdem nicht vorenthalten. Es war auf einem Familienausflug ins Tiroler Unterland im August 1979 und ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie die Erwachsenen beim Mittagstisch hoch erregt über eine Fernsehsendung wenige Tage zuvor debattierten. Und in diesem Gespräch, an dem ich als knapp 13jähriger nur als Zuhörer beteiligt war, habe ich zwei neue Wörter gelernt, die beide in den folgenden Jahren noch deutlich an Bedeutung für mich gewinnen sollten:  das eine Wort war „Selbstbefriedigung“, das andere „Club 2“.

Ich wusste damals nicht, dass für die offensichtlich sehr aufregende Fernsehsendung mit diesem Namen unter Beteiligung einer mir unbekannten Person namens Nina Hagen eben Peter Huemer verantwortlich war – aber so ist er mir doch indirekt schon mit 13 genau so begegnet, wie ich ihn auch in den mehr als drei Jahrzehnten seither wahrgenommen habe: als Aufklärer.

Genau das ist Peter Huemer nämlich Zeit seines überaus produktiven Berufslebens gewesen – und zwar in allen drei wesentlichen Facetten dieses Berufslebens: als ORF-Journalist, als Publizist und als Historiker.

Ein paar Jahre später bin ich ihm dann tatsächlich begegnet, Ende 1987 – auch wenn das auf mich logischerweise wesentlich größeren Eindruck gemacht hat als auf ihn. Damals sind wir beide zu Ö1 gewechselt. Ich kam als ganz junger freier Mitarbeiter aus dem Landesstudio Tirol. Peter Huemer kam vom Fernsehen, als der schon legendäre langjährige Leiter des Club 2. Für mich war das damals ein toller Aufstieg, für Peter war es ein Umstieg – ein sehr lohnender Umstieg, wie sich letztlich herausstellen sollte. Aber damals hat es – jedenfalls von außen – wie ein Abstieg ausgesehen.

In-Frage-Steller weiterlesen