Hier finden Sie Links zu lesenwerten Artikeln aus den verschiedensten Quellen, auf die ich bei meinen Recherchen oder sonst beim Lesen stoße. Auch hier meist zu Themen aus Medien und Politik. Es sind i.d.R. längere und eher zeitlose Texte: Essays, Hintergrundberichte, wissenschaftliche Studien. Für eine Übersicht aller verfügbaren Kategorien klicken Sie bitte hier.
Die Epoch Times war lange ein obskures, völlig irrelevantes Medium der Falung Gong-Sekte, aber in den letzten Jahren ist die Plattform mit bizarren Verschwörungs-Texten, der Verehrung von Donald Trump, aggressiver Corona-Verharmlosung und einem Vermögen für Facebook-Werbung zum Lieblings-Organ von Rechten und Rechtsextremen geworden, die Artikel der Website via Social Media millionenfach verbreiten. Wie das gelungen ist und mit welchen Folgen, beschreibt diese exzellente Recherche:
Seit dem ersten Tag der Amtszeit von Donald Trump überprüft ein eigenes Team der Washington Post jede einzelnen seiner öffentlichen Aussagen. In den vier Jahren seither hat es der habituelle Lügner im Weißen Haus auf mehr als 30.000 Unwahrheiten, falsche Fakten und offene Lügen gebracht, das sind im Schnitt 21 pro Tag. Sein „stärkster“ Monat war der Oktober 2020 vor der Präsidentenwahl mit knapp 4.000 Unwahrheiten. Und am 2. November, unmittelbar vor der Wahl, kam der US-Präsident auf 504 (!) öffentliche Falschaussagen an einem einzigen Tag.
WASHINGTON POST, 13.1.2020
Präsidenten lügen ständig, über alles von Kriegen über Sex bis zu ihrer Gesundheit, schreibt George Packer in einem brillanten Atlantic-Essay über die Amtszeit von Donald Trump, aber: „Trump’s lies were different. They belonged to the postmodern era. They were assaults against not this or that fact, but reality itself.“ Einer der besten Texte über das furchtbare Erbe Trumps:
Seit einigen Wochen hat Donald Trump ein neues Lieblingswort: Obamagate. Er hat dieses Wort erfunden, es beschreibt auch nichts, es ist ein von Trump frei erfundender angeblicher Riesen-Skandal. Niemand weiß, was er damit meinen könnte, irgendwas sehr Verwirrendes und jedenfalls ganz Schlimmes rund um Ex-Präsident Obama & die Russen.
Und jeden Tag agitieren Trump und seine Sprecher*innen in Pressekonferenzen, Interviews und via Twitter die Medien an, sie sollten jetzt endlich diesen unglaublichen Skandal recherchieren und darüber berichten. Früher wäre das recht einfach gewesen: Journalist*innen schauen sich das an, stellen fest, dass da kein Skandal existiert und legen das Thema zu den Akten. Erledigt. Heute funktioniert das nicht mehr. Trump kann das Nicht-Thema auch ohne Journalist*innen permanent in der öffentlichen Debatte halten – und nicht wenige Menschen fragen sich dann, warum die Medien eigentlich nicht über diesen unglaublichen Skandal berichten, von dem der Präsident doch sicher nicht ohne Grund ständig redet.
Es ist das bisher beste Beispiel für eine Strategie, die Trumps einstiger Stabschef Steve Bannon sehr präzise so beschrieben hat: „The real opposition is the media. And the way to deal with them is to flood the zone with shit.”
Seriöse Medien bringt das in ein wirklich schwieriges Dilemma, das die US-Politik-Plattform VOX in diesem Text sehr klug analysiert – wenn auch leider (Spoiler!) ohne Lösung.
Bei fast jeder Kundgebung von Donald Trump sind in den letzten Jahren Transparente oder T-Shirts mit einem großen Q aufgetaucht oder mit dem seltsamen Wort QAnon.
QAnon ist das Zentrum einer riesigen Verschwörungstheorie, angeblich ein anonymer Super-Insider aus der US-Geheimdienstwelt mit der „Sicherheitsstufe Q“ und Zugang zu den vertraulichsten Staatsgeheimnissen wie etwa dem weltweiten Kinderpornoring, den Barack Obama, Hillary Clinton und Georg Soros gemeinsam betreiben würden.
Die Thesen von QAnon sind völlig grotesk, aber das hindert Millionen Menschen in den USA nicht daran, sie für die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit zu halten. Eine „neue Religion“ sieht Adrienne LaFrance, die Chefredakteurin des ATLANTIC, sogar in der Bewegung – und sie begründet diese These in diesem sehr langen, hervorragend recherchierten Text. Die ultimative Verschwörung weiterlesen →
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2020/04/25/der-text-corona-krise/DER Text zur Corona-Krise
Das ist der wohl einflussreichste Text, der bisher zur Pandemie veröffentlicht wurde. Autor Tomas Pueyo hat mit einem Titel einer Strategie den Namen gegeben, die in den letzten Monaten von Politiker*innen in weiten Teilen der Welt verfolgt worden ist: Zuerst mit massiven Einschränkungen des Alltagslebens – dem „Hammer“ – die Ausbreitung des Virus soweit wie möglich herunterdrücken und dann – im „Tanz“ – die Maßnahmen soweit lockern und notfalls wieder anziehen, dass die „Reproduktionsrate“ nicht mehr steigt.
Der ursprünglich englischsprachige Text ist in der deutschen Übersetzung hier verlinkt.
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2020/02/17/wer-ist-pete-buttigieg/Wer ist Pete Buttigieg?
Der 38jährige Pete Buttigieg aus Indiana ist bisher der Überraschungskandidat in den Vorwahlen der US-Demokraten. Buttigieg hat eine interessante Biografie: Professoren-Kind, Harvard- und Oxford-Absolvent, Afghanistan-Veteran, McKinsey-Berater und mit Ende 20 Bürgermeister in seiner 100.000-Einwohner-Heimatstadt. Er ist hocheloquent, offensichtlich gebildet, der einzige offen schwule Kandidat und politisch moderat. Dabei war er mal ein großer Bernie Sanders-Fan, wie einer seiner ehemaligen Harvard-Professoren in diesem sehr langen, aber sehr lesenswerten Portrait erzählt. Jedenfalls der interessanteste Text, den ich bisher über Buttigieg gelesen habe.
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2020/02/16/was-die-nyt-aus-2016-lernt/Was die New York Times aus 2016 lernt
Diesmal kein Lesezeichen, sondern ein Hörbeispiel. Die NEW YORK TIMES betreibt etliche hörenswerte Podcasts, der bekannteste ist aber THE DAILY, der üblicherweise in Gesprächen mit den Journalist*innen der Zeitung Hintergründe zur aktuellen Nachrichtenlage liefert. In dieser Folge ist es jedoch ein ausführliches und sehr hörenswertes Interview mit NYT-Chefredakteur Dean Baquet über die Lehren, die die Redaktion im Wahljahr 2020 aus der letzten Präsidentenwahl von 2016 zieht. Ein sehr reflektiertes und auch selbstkritisches Gespräch.
Das ist eine ziemlich erschreckende Recherche über die Wahlkampf-Taktiken des Trump-Teams im Internet – von zigtausenden, nur minimal unterschiedlichen Facebook-Werbespots, die gleichzeitig an Millionen Menschen geschickt werden, über „Zensur durch Lärm“ und die konzertierte Diffamierung kritischer Journalist*innen bis zum Einsatz erfundener Online-Lokalmedien. (Danke für den Hinweis, Ingrid Brodnig!)
Armin WolfKategorie: LesezeichenLesezeit: 1 Minute(n)https://www.arminwolf.at/2020/02/07/sind-die-medien-kaputt/Sind die Medien kaputt?
Eine ausführliche Sammel-Besprechung mehrerer neuer Bücher über Journalismus und den düsteren Zustand der Medienbranche in den USA, wo es heute um fast zwei Drittel weniger Tageszeitungs-Journalist*innen gibt als vor dreißig Jahren, so sich die Auflage der Tageszeitungen in den letzten fünfzig Jahren fast halbiert hat (während die Bevölkerung um die Hälfte gewachsen ist) und wo Google alleine vier Mal so hohe Werbeeinnahmen hat, wie die gesamte Zeitungsbranche.
Wenn der US-Präsident eine Rede hält, sieht man links und rechts vor ihm zwei durchsichtige Glasplatten auf einem Ständer – sein Teleprompter, von dem er den Text seiner Rede abliest. Die meisten Politiker tun das auch – Donald Trump improvisiert. Großartige Reportage über den Mann, der Trumps Teleprompter bedient:
POLITICO.COM, 4.2.2020
Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.
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