Das ist eine sehr faszinierende Recherche darüber, wie Schweden im rechtspopulistischen und rechtsextremen Diskurs zu einem universellen Codewort für „Chaos durch Zuwanderer“ geworden ist und zu einem ähnlichen Kampfbegriff wie Soros. Die zentralen Akteure: Die Schwedendemokraten, rechte Websites aus Schweden, Russland und den USA, ein russisches Fernsehteam und eine angebliche Autoteile-Firma aus Berlin.
Der Filterclash: Warum wir alle so gereizt sind
Wählen mit dem Gewehr
Nach den jüngsten Schusswaffen-Massakern in den USA ist auf Twitter wieder diese – schon etwas ältere aber sehr bemerkenswerte – Auswertung der Präsidentenwahl 2016 kursiert: Kein anderer Faktor korrellierte so direkt mit der Wahlentscheidung Trump oder Hillary wie der Besitz einer Schusswaffe.
NEW YORK TIMES, 5.10.2017
Wie funktioniert Journalismus?
Das ist ein wirklich großartiges Projekt für alle, die sich für Journalismus interessieren – vor allem aber für Lehrer*innen und Schüler*innen.
Die vom legendären SPIEGEL-Reporter Cordt Schnibben initiierte Reporterfabrik, eine Art Online-Journalistenschule, zeigt, wie Medien funktionieren. (Offenlegung: Ich bin Mitglied im Fabrik-Kuratorium).
Wer hat die Zeitungsbranche geschrumpft?
Anfang der 70er Jahre wurden in den USA jeden Tag mehr als 60 Millionen Tageszeitungen verkauft. 2018 ist die Gesamtauflage (Print + digital) auf 28,6 Millionen gefallen, nochmal ein Minus von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
2005 haben US-Zeitungen knapp 50 Milliarden Dollar mit Werbung verdient. 2018 waren es noch 14,3 Milliarden, um 13 Prozent weniger als im Jahr davor. Die Details sind in diesem Text nachzulesen (und ausführliche Daten zur Situation der gesamten Medienindustrie in den USA im Jahr 2018 gibt es hier).
Warum wir einander nicht verstehen
Das ist eine ziemlich interessante Untersuchung aus den USA. Demokraten und Republikaner haben extrem negative Vorstellungen von einander – sehr viel negativer als es der Realität entspricht.
Und die wirklich deprimierende Erkenntnis: Je besser ausgebildet und je intensiver der Medienkonsum – umso falscher ist das Bild von den politisch Andersdenkenden. Medienberichterstattung, die – aus erklärbaren Gründen – auf politische Konflikte konzentriert ist, scheint also die ohnehin vorhandenen Missverständnisse noch zu verstärken. Wäre spannend, eine ähnliche Studie für Österreich zu lesen. (Danke für den Hinweis, Andreas Sator!)
THE ATLANTIC, 23.6.2019
„Viktor Orban zerstört die Demokratie“
Der britische Historiker Timothy Garton Ash gehörte zu den kundigsten und klügsten Beobachtern der mittel- und osteuropäischen Revolutionen von 1989. Wenn er heute schreibt, dass Ungarn unter Viktor Orban – einem der Hoffnungsträger von 1989 – „keine Demokratie mehr“ ist, sollte man das ernst nehmen.
Im RückSPIEGEL
Knapp fünf Monate nachdem bekannt wurde, dass der vielfach ausgezeichnete Star-Reporter Claas Relotius jahrelang Texte für den SPIEGEL (und andere Redaktionen) erfunden, gefälscht oder zumindest massiv „aufgehübscht“ hatte, hat die dreiköpfige interne Untersuchungs-Kommission des SPIEGEL nun ihren Bericht vorgelegt. Es ist ein 17-seitiges, eindrucksvolles Dokument, das der SPIEGEL auch in voller Länge abgedruckt und online gestellt hat.
Relotius war ein Hochstapler, ein außergewöhnlich begabter und fleißiger noch dazu – aber die Autor*innen des Berichts sehen innerhalb der SPIEGEL-Redaktion und in bestimmten Entwicklungen im Journalismus generell auch wesentliche systemische Ursachen, die erklären, warum Relotius mit seinen Fake-Reportagen so lange unentdeckt blieb und für seine Texte regelmäßig gefeiert wurde.
Es ist jedenfalls ein Bericht geworden, der in jeder Journalist*innen-Ausbildung gelesen und diskutiert werden sollte.
Und hier noch eine exzellente Rezension des Kommissions-Berichts von Stefan Niggemeier, einem der klügsten deutschsprachigen Medienjournalisten.
„Alarmierend“ verschlechtert
„Reporter ohne Grenzen“ haben ihren jährlichen Bericht zum Zustand der Pressefreiheit weltweit veröffentlicht. Und Österreich ist im Vergleich zum Vorjahr um fünf Plätze abgerutscht, auf Rang 16 – und damit auch aus jener Gruppe von Staaten gefallen, in denen die Lage der Pressefreiheit mit „gut“ beurteilt wird. Österreich liegt nur mehr bei „ausreichend“, hinter Estland, Jamaika oder Costa Rica.
Ich hätte das, ehrlich gesagt, vor ein, zwei Jahren noch nicht für möglich gehalten. Der STANDARD hat den Bericht zusammengefasst – und hier kann man ihn bei RoG selbst im Detail nachlesen:
In der Hölle von Facebook
Das US-Magazin WIRED hat wieder eine kilometerlange, hochspannende Tiefen-Recherche aus dem Innenleben von Facebook veröffentlicht (und online gestellt), die im Vorspann so angekündigt wird:
Skandale. Intrigen. Rücktritte. Rekordgewinne. Zeitbomben. Anfang 2018 hat sich Mark Zuckerberg vorgenommen, Facebook zu reparieren. So ist es ausgegangen.