Oscar Bronner: Gründer & Griesgram

Ich bin seit meinem 19. Lebenjahr Journalist. In diesen 28 Jahren hatte ich einige fantastische Lehrmeister (Danke, Roland Machatschke, Franz Kössler, Raimund Löw, Johannes Fischer!) und viele, viele tolle KollegInnen, von denen ich sehr viel gelernt habe und bis heute lerne. Zu viele, um sie alle hier aufzuzählen.

Und ich hatte drei journalistische HeldInnen: Die hinreißende Barbara Coudenhove-Kalergi (unbedingt lesen: ihre Autobiografie „Zuhause ist überall“), den unvergleichlichen, viel zu früh verstorbenen Robert Hochner und Oscar Bronner.

Barbara Coudenhove und Robert Hochner durfte ich näher kennenlernen und mit beiden arbeiten. Oscar Bronner hingegen kenne ich persönlich kaum. Aber mein Interesse am Journalismus begann als 15jähriger mit einer PROFIL-Titelgeschichte über „Die Journalisten“. Da war Bronner schon etliche Jahre nicht mehr beim PROFIL, das er ein Jahrzehnt zuvor als 27jähriger (!) gegründet hatte, und sein Name sagte mir damals noch nichts.

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Nichtwähler-Beschimpfung

Einer der interessantesten Aspekte an diesem Wahlkampf ist ja, wer ihn für die ÖVP macht – nämlich Frank Stauss von der Berliner Agentur Butter.

Stauss ist einer der bekanntesten Wahlwerber Deutschlands, hat aber bisher ausschließlich Wahlkampagnen für Sozialdemokraten geplant – über zwanzig von Hannelore Kraft über Klaus Wowereit bis Gerhard Schröder. Jetzt arbeitet er erstmals für eine konservative Partei.

Der Sozialdemokrat Stauss ist 48, schwul und mit einem Mann verheiratet, mit dem er sich beim „Berliner Patenprojekt“ um zwei Kinder einer alleinerziehenden Mutter kümmert. Also ein doch eher unkonventioneller Background für einen ÖVP-Wahlkampf.

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Vertragen Politiker die Nahaufnahme?

Vor knapp dreißig Jahren hat der amerikanische Medientheoretiker Joshua Meyrowitz eines der bis heute zentralen Bücher über das Fernsehen geschrieben. Unter dem Titel „Die Fernseh-Gesellschaft“ ist es 1987 auch auf Deutsch erschienen. Ein großes Kapitel widmet Meyrowitz darin der Frage, was das Fernsehen (schon damals) mit unserem Bild von Politikern macht.

Dieses Buch fiel mir in den letzten Tagen immer wieder ein, während der vielen Wahl-Konfrontationen, die von einem riesigen Publikum gesehen werden. 3,45 Millionen Österreicher haben zumindest in eines der bisher zwölf TV-Duelle hineingeschaut, das sind 47 % der Wahlberechtigten. Im Schnitt hatte jede Konfrontation durchgehend 741.000 Seher, die meisten waren es bei Spindelegger-Strache (841.000) und Faymann-Strache (838.000).

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Wahl-DUelle

Es war ein eher seltsamer Dialog im ORF-Bürgerforum zur Wehrpflicht Anfang des Jahres: „Du weißt, wer bei Dir dafür und wer dagegen ist, überzeuge einmal deine Leute“, sagte ÖVP-Chef Spindelegger zu Kanzler Faymann. Und der replizierte: „Sehen Sie, und das ist der Unterschied. Ich bin dafür, dass auch in der SPÖ jeder seine Meinung sagen kann.“

In der ÖVP-Zentrale liefen am nächsten Tag die Mailboxen über: Warum denn Spindelegger Faymann geduzt hätte, aber dieser den Vizekanzler gesiezt?

Tatsächlich sind die beiden Parteichefs im „real life“ seit langem per Du. Aber im Fernsehen wird traditionellerweise gesiezt, seit Bruno Kreisky 1975 im ersten heimischen TV-Duell überhaupt seinem ÖVP-Kontrahenten Josef Taus forsch erklärte: „Tun’s mich nicht dauernd schulmeistern. Manchmal kommen S’ mir vor wie a Gouvernante“.

Taus-Kreisky 1975

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Die nö. Wohnbau-Darlehen einfach erklärt

Weil ich am Nachmittag via Twitter eine sehr aufschlussreiche Debatte mit dem Büroleiter des nö. Finanz-Landesrates hatte, hier mal eine kleine Erklärung zu der vieldiskutierten Geschichte mit den nö. Wohnbaudarlehen, bei der sich viele nicht mehr auskennen, was nun stimmt.

Da sagt ja der nö. Landeshauptmann bei jeder Gelegenheit, wie erfolgreich diese Veranlagung war, mit einem Durchschnittsertrag von 3,2 Prozent pro Jahr, „besser als jedes Sparbuch“. Was auf den ersten Blick sehr einleuchtend klingt. Trotzdem haben diese Veranlagungen bisher erhebliche Verluste gebracht. Und warum das so ist, lässt sich eigentlich ziemlich leicht erklären:

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„LERNEN SIE GESCHICHTE!“

In meinem Job bekommt man ja die seltsamsten Zuschriften – was mitunter zu eigenwilligen Mailwechseln führt:


Von: Initiative Österreichischer DemokratInnen gegen Linksextremismus Wien
An: Zeit Im Bild 2, FI1
Gesendet: 30. Jänner 2013 22:40

Werter Herr Dr. Wolf!
Ich muß im Zusammenhang mit Ihrer heutigen ZiB2-Moderation Kreisky zitieren: „LERNEN SIE GESCHICHTE!“ Adolf Hitler „begann keinen Weltkrieg“ sondern einen Krieg gegen Polen als Antwort auf Provokationen, die sich kein Staatsmann der Welt zu dieser Zeit hätte bieten lassen, zum Schutze der dort bis hin zur Ermordung unterdrückten deutschen Minderheit und zur Durchsetzung territorialer Interessen (Stichwort „Korridor“). Für die Ausweitung zu einem WELTkrieg haben Franzosen, Engländer, Amerikaner, Japaner etc. gesorgt!
MfG
Mag. Peter K., Historiker


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Die besten Zitate 2012

Es ist mein letzter Arbeitstag für heuer und ich muss sagen, es war ein – sagen wir mal – interessantes Jahr. Innenpolitisch, meine ich. Und das waren ein paar meiner Lieblings-„Sager“ 2012, viele davon aus der ZiB2:


„Ich bin doch der einzige Mann in dieser Regierung.“ (Maria Fekter)

„Beim Bundesheer habe ich eines gelernt: Was sich bewegt – grüßen! Was sich nicht bewegt – putzen!“ (Delegierter am SPÖ-Parteitag)

Wozu braucht ein Mensch acht verschiedene Handy-Nummern? „Weil ich keine Lust hatte, dass Kriminalpolizisten meine Geschäfte mitverfolgen, die ich mache.“ (Karl-Heinz Grasser)

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TV-Duell – aber richtig

Es sind 21 Seiten, die hierzulande so unvorstellbar wären. Bis ins kleinste Detail haben die Wahlkampf-Manager von Obama und Romney vertraglich vereinbart, wie die insgesamt vier TV-Debatten abzulaufen haben: Hier der gesamte Text.

Da gilt z.B. strengstes Taferl-Verbot: „No props, notes, charts, diagrams, or other writings or other tangible things may be brought into the debate by any candidate.“ (S. 3)

Die Kandidaten dürfen einander keine direkten Fragen stellen und niemanden im Publikum direkt ansprechen; wer gerade nicht antwortet, darf nicht gefilmt werden; das Publikum darf weder applaudieren noch lachen noch sonst irgendwas tun außer stumm zuhören und es darf während der Debatte auch nicht gezeigt werden. Und schließlich ist es den Kandidaten verboten, irgendwas zum Draufsteigen mitzubringen, das sie größer erscheinen läßt, als sie sind (S. 15).

Wie sich das alles auf die Debatten auswirkt, lässt sich heute Nacht wieder beobachten, wenn Obama und Romney zum zweiten Mal aufeinander treffen.

Armin Wolf ist Journalist und TV-Moderator. Sein Blog befasst sich v.a. mit Medien und Politik.

Armin Wolf