Ali Mahlodji ist ein großartiger Redner und ein mitreißender Motivator, was tausende Menschen wissen, die ihn schon mal bei einem seiner vielen Vorträge gehört haben. Der Gründer von watchadoo ist aber auch ein neugieriger, kluger Fragensteller.
In seinem Video-Podcast spricht er mit Menschen über ihr Leben und ihre Laufbahn – und bringt sie mit sehr grundsätzlichen und ungewöhnlichen Fragen oft zu erstaunlich offenen Antworten.
Das ist ihm auch bei mir gelungen.
Im Juli hat mich Ali in sein Büro zum Gespräch eingeladen. Es hatte gefühlte 40 Grad in Wien und im Bildschirm auf seinem Tisch lief in Endlos-Schleife ein Lagerfeuer. Das haben wir ganz rasch auf ein Aquarium umgestellt. Die Corona-Zahlen waren damals ganz niedrig, wir haben trotzdem brav Abstand gehalten, aber – wie man sieht – keine Masken getragen, dafür aber Sommerhemden.
Seit gestern ist das Gespräch nun online: Es geht in der knappen Stunde natürlich um meinen Job, aber auch um meine Herkunft, um die Bedeutung von Talent, Fleiß, Glück und Zufall, um “Lebensretter”, Vladimir Putin, um Ängste und die Frage, was einen wirklich antreibt:
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Ebenfalls im Sommer hat der Wiener Journalist Andreas Sator, der viele kreative Dinge ausprobiert, ein noch deutlich längeres Gespräch mit mir für seinen sehr interessanten Podcast “Erklär mir die Welt” geführt, der schon seit Ende Juli online ist. Es war die erste Folge der Sonderreihe deep dive, hat fast zwei Stunden gedauert und es ging vor allem um das Thema Bildung und sehr stark auch um meine Arbeit:
Apropos Arbeit: Gestern habe ich in der ZiB2 Sebastian Kurz zu den neuen Corona-Maßnahmen interviewt – und das Gespräch hat erstaunlich viele Reaktionen ausgelöst, bis hin SPIEGELonline. Auf Twitter waren die Kritiken zum allergrößten Teil freundlich bis enthusiastisch, in zahllosen Mails an mich und an die ZiB2-Redaktion waren sie skeptisch bis hochgradig empört.
Danke jedenfalls für das viele Lob, das freut mich natürlich! Und Feedback zur Sendung finde ich immer interessant. Den Kritiker*innen ging es dabei vor allem um zwei Punkte: Sie fanden meine Fragen an Herrn Kurz respektlos, aggressiv, unhöflich und unangemessen. Ich hätte den Regierungschef wie einen Schulbuben abgekanzelt und sein Amt herabgewürdigt, was mir wirklich nicht zusteht.
Das zweite wesentliche Argument lautete: Die Regierung würde in einer beispiellosen Krise ihr Bestes tun, die Medien müssten hier mehr Empathie und Verständnis zeigen und die wichtigen Maßnahmen gegen die Pandemie unterstützen, statt die Kritiker aufzuwiegeln.
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Ich sehe das anders. Ich versuche grundsätzlich, zu allen ZiB2-Gästen höflich und respektvoll zu sein. Allerdings spreche ich mit dem Bundeskanzler, mit Minister*innen oder anderen Politiker*innen nicht anders, als mit allen anderen Menschen.
Ich unterbreche alle meine Gäste ungern, weil ich weiß, dass viele Zuseher*innen das nicht mögen (ich habe dazu mal ausführlich gebloggt), aber ich führe Interviews und moderiere keine Monologe. Wenn eine Antwort nur am Rande mit meiner Frage zu tun hat, ein Gast ausweicht, mehrere Minuten lang antworten möchte oder die Fakten nicht stimmen, unterbreche ich irgendwann, weil wir in der Sendung – leider – nur wenig Zeit haben und ich meine Frage ja nicht gestellt hätte, würde mich eine konkrete Antwort darauf nicht interessieren.
LEGITIMATION DURCH KOMMUNIKATION
Nach mehr als 18 Jahren im ZiB2-Studio weiß ich aber auch: Zuseher*innen, die den Gast nicht mögen, kann es gar nicht kritisch und hart genug sein. Je mehr Unterbrechungen, umso besser. Wenn ich hingegen einen Gast, den sie schätzen, genau auf die gleiche Weise befrage, ist das ganz schnell ein Verhör, eine Anklagebank oder gar eine Hinrichtung.
Sagen wir mal so: Es ist nicht ganz einfach, es allen gleichermaßen recht zu machen.
Ganz grundsätzlich ist es aber nicht der Job von Journalist*innen, um Verständnis für Politiker*innen oder ihre Arbeit zu werben, sondern über ihre Politik zu informieren und sie kritisch zu hinterfragen. Ich konfrontiere Politiker*innen aller Parteien mit Kritik, Widerspruch und Gegenargumenten, damit sie ihre Absichten und Handlungen – die ja weitreichende Folgen für uns alle haben – erklären und argumentieren. Das ist im demokratischen Diskurs eine ganz zentrale Aufgabe von Politik: Legitimation durch Kommunikation, nennt es der Politikwissenschafter Ulrich Sarcinelli. Und Sie als Zuschauer*innen und Bürger*innen entscheiden letztlich, ob Sie die Antworten überzeugend finden oder nicht.