Hand am Laptop

Weniger Facebook, mehr Blog

Mark Zuckerberg und ich hatten einen Deal.
Also, nicht persönlich, aber seit ich auf Facebook im Jahr 2010 eine Fan-Page angelegt hatte, war unser Deal, dass ich dort Texte schreibe, die ziemlich viele Menschen abonniert haben (bis heute Mittag waren es 294.487) und dass Facebook meine Postings meinen Abonnenten und auch ihren Freunden – wenn die Texte geteilt werden – zeigt.

Ich habe so für Inhalte, mit denen ich vor allem auch jüngere Menschen erreichen wollte, Leser bekommen – und Facebook hat gratis Inhalte bekommen, neben denen Werbung verkauft werden konnte.

Und dieser Deal hat für uns beide einige Jahre lang sehr gut funktioniert. Ich habe meine FB-Seite wie einen Blog verwendet, relativ selten was geschrieben, aber mit vielen Postings weit über eine Million Leute erreicht (mit einem Text zur Flüchtlingsdebatte sogar fast vier Millionen) und mit praktisch jedem Posting mehrere hunderttausend. Und Facebook hat mit meinen Gratis-Inhalten – und den Inhalten von Millionen anderen Pages – sehr, sehr viel Geld verdient.

HERR ZUCKERBERG IST UNZUFRIEDEN – UND ICH JETZT AUCH

Aber seit einiger Zeit ist Herr Zuckerberg damit offenbar nicht mehr zufrieden und schraubt an seinem Algorithmus herum. Jede FB-Seite merkt das an ihren Reichweiten. Es gibt viele Postings, die nichtmal mehr alle Abonnenten erreichen, geschweige denn hunderttausende Menschen darüber hinaus.

Und vor kurzem hat Facebook angekündigt, dass es seinen Newsfeed nochmals umbauen wird. Künftig werden Inhalte von Pages wie meiner gegenüber privaten Profilen zurückgestellt. Das Ziel ist klar: Facebook möchte, dass die Betreiber von Pages für ihre Reichweite bezahlen – und Werbung schalten. Aber so war das nicht ausgemacht.

Der klassische Business Plan auf Social Media lautet ja seit jeher: If you’re not paying for it, you’re the product being sold.

Das wusste ich und damit habe ich kein Problem. Ich habe für die enorme Reichweite meiner Postings eben nicht mit Geld bezahlt, sondern mit meinen Inhalten und meinen Abonnenten – und die hat Facebook an seine Werbekunden weiterverkauft. Faires Geschäft.

Aber das Produkt zu sein, das verkauft wird, und trotzdem zu bezahlen – das ist kein fairer Deal, finde ich.

Deshalb habe ich seit heute einen Blog. Und meine Facebook-Page. Und Twitter.

WIR MACHEN EINEN NEUEN DEAL

Meine Texte schreibe ich künftig hier im Blog. Das hat viele Vorteile, wie zum Beispiel, dass sie mir gehören und nicht Facebook. (In den Geschäftsbedingungen überlässt man FB ja jegliche Rechte an allen Texten, Fotos und Videos, die man hochlädt. Herr Zuckerberg könnte sie z.B. jederzeit an jemanden verkaufen, der aus fremden FB-Texten ein Buch macht.)

Es hat auch den Vorteil, dass keine Texte mehr plötzlich verschwinden. Als ich für diesen Blog alte Postings sichern wollte, habe ich bemerkt, dass etliche davon auf Facebook gar nicht mehr auffindbar sind, warum auch immer.

Ganz praktisch ist auch, dass alle meine Texte künftig hier gesammelt sind – und Sie mich jederzeit über die Kontakt-Seite erreichen können. Das war nämlich in den letzten Jahren mit Facebook mein Hauptproblem: Ich betreibe die Fanpage ja privat (wie auch diesen Blog). D.h. aber, es gibt auch niemanden, der mir beim Monitoring der zahllosen (bei manchen Postings: tausenden) Kommentare hilft, wie das bei Pages von Firmen oder Politikern der Fall ist.

TEXTE HIER – DISKUSSION AUF TWITTER UND FACEBOOK 

Meine größte Schwierigkeit dabei sind gar nicht die Diskussionen unter aktuellen Postings. Die lese ich regelmäßig mit. Aber es könnte jederzeit jemand etwas Straf- oder Klagbares unter ein viele Monate altes Posting schreiben und ich habe keine Chance, das zu entdecken.

Deshalb mache ich es ab heute so: Wenn ich einen neuen Text schreibe, stelle ich ihn hier auf den Blog. Auf Twitter verlinke ich den Blogpost. Und auf Facebook plane ich folgendes: Ich stelle auch den ganzen Text auf meine FB-Seite und nicht nur einen Link, weil die Erfahrung zeigt, dass Texte direkt auf Facebook mehr gelesen werden.* Man kann unter dem FB-Text weiterhin kommentieren und ich werde das weiterhin mitlesen und auch antworten. (Ebenso wie auf Twitter.)

Aber nach einigen Tagen lösche ich das FB-Posting samt allen Kommentaren wieder. Damit erspare ich mir, tausende alte Kommentare zu überwachen. Hier am Blog bleiben natürlich alle Inhalte stehen. Man kann allerdings hier nicht kommentieren, weil ich das zeitlich neben FB und Twitter einfach nicht schaffe.

WAS SIE HIER FINDEN WERDEN 

Noch kurz zu den Inhalten hier: Unter BLOG gibt es längere Texte, vor allem zu aktuellen Themen in Medien und Politik. Ich habe auch etliche ältere von meiner FB-Seite hier eingefügt. In den LESEZEICHEN verlinke ich längere Artikel, Essays und wissenschaftliche Studien, über die ich bei meinen Recherchen oder sonst beim Lesen stolpere. Unter FUNDSTÜCKE sammle ich diverse Kleinigkeiten, die ich im Netz oder in meiner Mail-Box finde – wenig Ernstes, eher zum Schmunzeln oder Augenzwinkern. Und bei ÜBER MICH gibt’s Biografisches, einige meiner Publikationen und längere Interviews zum Nachlesen.

Sie können die Einträge per Mail abonnieren oder per RSS-Feed. Und ich werde neue Texte auch auf meinen Twitter– und Facebook-Accounts ankündigen. Auf Ihr Feedback dort bin ich sehr neugierig. Gerne lerne ich, was ich besser machen könnte. Ich habe noch nie gebloggt, es ist ein Experiment.

Und zum Abschluss, ein großes Danke an Robert Harm, das technische Mastermind dieser Seite! Ich wäre ohne ihn viel zu patschert gewesen. Und die Geduld dieses Mannes ist noch länger als dieser Text.


* NACHTRAG VOM 24.3.2018:

Nach einigen Wochen Erfahrung habe ich mich entschlossen, idR doch nicht die gesamten Texte von hier auch auf Facebook zu stellen – sondern nur einen längeren Hinweis oder eine Zusammenfassung samt einem Link zum Blog. Den möglichen Reichweitenverlust nehme ich in Kauf, dafür schenke ich Facebook keine vollständigen Texte mehr. Die Kommentare auf FB lese ich natürlich trotzdem alle.